
Wieso denn MEHR Aggression??
Viele Menschen verbinden mit „Aggression“ sofort etwas Negatives: Wut, Streit, vielleicht sogar Gewalt. Doch sie ist ursprünglich ein ganz natürlicher, lebenswichtiger Impuls.
Schauen wir uns den Ursprung des Wortes an
Schauen wir uns dazu an, woher der Begriff stammt, denn das hat meine Beziehung zur Aggression und zur Wut verändert.
Aggredere stammt aus dem Lateinischen und bedeutet:
I. herangehen, sich an etwas machen, in Angriff nehmen, sich wenden an
II. angreifen, anfahren, überfallen
III. beginnen, wagen
Aggredere = gesunde Aggression. Ich möchte diesen Apfel. Ich esse ihn genüsslich.
Aggredere = ein Mittel, um an das zu kommen, was ich möchte.
Seitdem ich diese Definition vor rund 5 Jahren das erste Mal hörte, hat es sich eingebrannt: Aggredere heißt, ich gehe auf etwas zu, das ich möchte.
Ich möchte einen Apfel ➡️ ich stehe auf, gehe zum Obstkorb, greife ihn und beiße hinein. Hmmmm herrlich!
Aggredere heißt, ich möchte meinem Partner sagen, dass mich etwas stört und ich wütend bin ➡️ ich sage es ihm und stehe so zu mir und meiner Wut. Hmmmm herrlich! Und befriedigend für unser Nervensystem!
Ist Aggression immer gesund?
Nicht, wenn sie zu einem selbsterfüllenden Zweck wird, anstatt das Mittel zum Zweck. Das bedeutet, wenn wir sie nutzen, um unsere Wut blind und zusammenhanglos auszudrücken, nutzt es weder mir noch anderen. Deshalb ist Aggression ein Mittel, um unsere Bedürfnisse auszudrücken und Grenzen zu setzen. Die blinde Wut und Aggression, die wir teilweise bei Menschen beobachten, befördert kein klar formuliertes Bedürfnis. Das Bedürfnis dahinter ist entscheidend und das können wir mit Aggression „in Angriff nehmen“. Also ist die Frage: welches Bedürfnis transportiert sie?
Wie hängt Wut und Aggression zusammen?
Aggression ist das Vehikel, um Gefühle wie Wut nach außen zu transportieren und zu kommunizieren. Wenn wir also wütend sind, reagiert unser Körper darauf und möchte etwas (zum Beispiel einen Apfel essen, oder eine Grenze aufzeigen, wie „bis hierhin und nicht weiter“, oder „geh weg“, oder „komm endlich her“). Aggression ist also eine Möglichkeit, die innere Wut zu zeigen, sie ist kraftvoll. Wenn wir also lernen, wie wir sie ausleben, schreiben wir das Narrativ von „Aggression ist bääh“ um, hin zu „Aggression ist super nützlich“. Wir lernen, mit dieser inneren Kraft richtig umzugehen, wie Spiderman mit seinen Fäden!
Durch achtsames Wahrnehmen deiner Gefühle und körperlichen Signale, Reflexion deiner Bedürfnisse und das Üben klarer Kommunikation, zum Beispiel in einer körperorientierten Psychotherapie, lernst du, damit umzugehen.
Aggression als Ressource, nicht als Problem
Diese innere Kraft ist dann nützlich, wenn sie uns hilft, unsere Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen und nicht, wenn sie sich gegen andere oder uns selbst richtet. Das bedeutet, sie ist sogar eine Ressource für uns, um das nach außen zu transportieren, was in unserem Inneren ist und gehört werden möchte.
Wie kann körperorientierte Psychotherapie beim Umgang mit Aggression und Wut helfen?
Körperorientierte Psychotherapie geht davon aus, dass Empfindungen wie Gefühle wie Wut nicht nur im Kopf, sondern vor allem im Körper spürbar sind. Vielleicht kennst du das: Wenn du wütend bist, spürst du ein Kribbeln, eine Hitze, einen Druck im Bauch oder in den Fäusten. Oft haben wir gelernt, diese Empfindungen zu unterdrücken oder zu ignorieren.
In der körperorientierten Psychotherapie schauen wir gemeinsam, welche Bedürfnisse dahinter stehen. Wir erforschen, wie du diese Kraft konstruktiv nutzen kannst, um dich abzugrenzen, für dich einzustehen und gesunde Beziehungen zu gestalten.
In der körperorientierten Psychotherapie lernst du
- Deine körperlichen Signale für Aggression wahrzunehmen und zu verstehen.
- Sie als Energiequelle zu nutzen, statt sie zu unterdrücken oder unkontrolliert auszuleben.
- Die Wut in dir erkennen und entscheiden können, was du damit tun möchtest.
- Deine Bedürfnisse klar zu spüren und zu kommunizieren.
- Grenzen zu setzen und dich selbst zu behaupten, ohne Schuldgefühle.
Praktische Tipps für den Alltag
- Wahrnehmen: Spüre in deinen Körper, wenn du wütend oder gereizt bist. Wo fühlst du die Energie? Was ist dein Impuls? Es geht erstmal nur um das Wahrnehmen und nicht, es auszuleben.
- Akzeptieren: Erlaube dir, Aggression als wertvolle Kraft zu sehen, die dich schützt und für dich sorgt.
- Verstehen: Überlege, welches Bedürfnis dahinter steckt. Was möchtest du wirklich? Wie kannst du es ausdrücken?
- Kommunizieren: Sprich klar und ehrlich aus, was dich bewegt und weshalb du zum Beispiel wütend bist, ohne Vorwürfe, sondern aus deinem Bedürfnis heraus.
Möchtest du lernen, wie du deine Aggression als nützliche Kraft für dich nutzen kannst?
Kontaktiere mich gerne für ein unverbindliches Erstgespräch und erfahre mehr über körperorientierte Psychotherapie und den konstruktiven Umgang mit starken Empfindungen.